MDR »Hauptsache gesund«, Sendung vom 27. Juli 2006
Eiweißmangel – Gefahr im Alter?
Sie haben lange Zeit ein Schattendasein im wissenschaftlichen Alltag der Ernährungsmediziner geführt: die Proteine. Doch die dramatische Zunahme von Übergewichtigen und Diabetikern hat gleichzeitig zu einer verstärkten Suche nach Auswegen aus diesem Dilemma geführt.
Studien zeigen, dass zum Beispiel eine proteinreiche Kost (unter Einhaltung der empfohlenen Grenzen) bei gleichzeitig verringerter Kohlenhydrataufnahme zu einer geringeren Gewichtszunahme führt und bei Diabetikern den Insulinhaushalt positiv beeinflusst. Im Alter verhindert eine ausreichende Eiweißversorgung außerdem den Muskelabbau und den damit verbundenen Verlust an Kraft und Geschicklichkeit. Aber gerade viele ältere Menschen sind mangelernährt. Die Häufigkeit von Unterernährung und insbesondere eines Eiweißmangels nimmt mit steigendem Alter zu. Der Appetit lässt nach, das Kauen fällt schwerer und auch die Verdauung ist träger. Zwar benötigt der ältere Mensch insgesamt weniger Energie, da auch der Stoffwechsel langsamer wird. Der Bedarf an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen reduziert sich im Alter aber nicht. Im Falle einer Erkrankung ist er sogar erhöht. Ein Eiweißmangel wirkt sich besonders nachteilig auf das Immunsystem aus, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte führt.
Nach neueren Untersuchungen benötigen Senioren sogar mehr Eiweiß als gesunde Erwachsene im mittleren Lebensalter. So werden 1,0 bis 1,25 g pro Kilo Körpergewicht empfohlen.
Bei der Eiweißzufuhr sollte besonders auf die Qualität dieses Nährstoffes geachtet werden, die sich aus dem Gehalt an essenziellen (unentbehrlichen) Aminosäuren, den Bausteinen der Eiweiße, ergibt. Je mehr essenzielle Aminosäuren ein Eiweiß enthält, desto höher ist seine biologische Wertigkeit als Maß für seine Verwertbarkeit im menschlichen Körper.