»Basler Zeitung«, 13. April 2005
Uraltes Enzym als Ernährungsberater
Der Hang von Säugetieren zu ausgewogener Ernährung ist einer neuen Studie zufolge angeboren. Ein entwicklungsgeschichtlich uraltes Enzym soll das Gehirn zur Auswahl der gesunden, aminosäurehaltigen Nahrung animieren. Beobachtet wurde der Mechanismus von Wissenschaftlern der New Yorker University School of Medicine. Sie fanden das entscheidende Enzym im Gehirn von Mäusen, wie die Forscher in der April-Ausgabe des Fachjournals »Cell Metabolism« (Bd. 1, S. 273) berichten.
Im Experiment deaktivierten die Wissenschaftler dieses Enzym – daraufhin änderte sich das Fressverhalten der Tiere. Den Mäusen war es nun egal, ob das Futter ausgewogen war oder nicht. Das Enzym löse eine Reihe von elektrischen Impulsen aus, die dem Mäusegehirn Informationen über den Aminosäuregehalt der Nahrung geben, erklärt David Ron die Beobachtungen. Auf diese Weise erfährt das Gehirn zum Beispiel, ob genügend Aminosäuren aus der Nahrung ins Blut aufgenommen wurden. Frisst die Maus zu viel »ungesundes« Essen, gibt das Gehirn den Befehl, Futter mit einem größeren Aminosäuregehalt zu bevorzugen.
Die Beobachtungen der New Yorker Forscher werden zusätzlich von Experimenten an der Universität von Kalifornien gestützt. Dort hatte die Forscherin Dorothy Gietzen das Enzym bereits bei Ratten gefunden.